Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.12                                                 März 1998


Klassische Reisebeschreibungen (II)

Auszug aus: Johann Jacob Grümbke, "Streifzüge durch das Rügenland" (2)

Fortsetzung aus Heft Nr. 11

...An die Kluft schließt sich rechts wieder die Kreidewand, die, von mehreren tiefen Spalten durchrissen, in steigender Höhe eine Strecke fortläuft und dann plötzlich in einem senkrechten Absturz endigt. Von hier an hört die Kreide gänzlich auf, und die Abdachung des immer noch sehr hohen Ufers ist nun fortlaufend von oben bis unten mit Buchenwaldung überkleidet, welche bis zu den Stranddörfern Korsdorf und Baldereck reicht, und dieses Waldufer, von dem verschiedene Bergquellen herabstürzen, soll außerordentlich reiche Schluchten enthalten. Diesem Waldufer gegenüber erstreckt sich rechter Hand, einige hundert Schritte von den Pfeilern weit in die See ein Steinriff, das einige mächtige Granitblöcke enthält. Den äußersten dieser Steine zu ersteigen muß jeder Fremde wagen. Der Weg dahin und das Überspringen von einem Block zum anderen ist freilich ein wenig beschwerlich. Allein, wenn nicht die See zu hoch geht und das Steinlager untertaucht, scheue er die Mühe nicht, diesen Standpunkt zu erreichen, welcher unstreitig der vorteilhafteste für den Totalanblick ist, denn von hier übersieht man alle sechs Abschnitte der Partie und überhaupt eine Überlänge von mehr als einer Viertelmeile.

Ich ging von hier zurück nach den Pfeilern. Eben war ein kleines Ruderboot mit zwei Matrosen von den beiden gegenüber ziemlich weit in der See vor Anker liegenden Schiffen angelandet. Die rüstigen Seeleute, des Fußsteiges unkundig, wählten den Weg zwischen den Pfeilern hinauf und waren unseren Blicken bald entschwunden. Eitelkeit und Neugier spornten mich an, ihnen nachzuklimmen, und nur aus Respekt gegen meine Lungen unterließ ich es.

Auf einem Felsstück der Störtebecks Kluft gegenüber sitzend, wurden wir zu mancherlei Betrachtungen geführt. Wenn man bedenkt, daß hier nur die Außenseite des Kreideflözes sichtbar ist und daß die Masse sich tief in das Jasmunder Land hinein erstreckt, so ist der gesamte Vorrat an Kreide wirklich unermeßlich, und ganz Deutschland könnte sich hier, wenn es ihm anders an diesem Mineral mangelte, Jahrhunderte lang damit versehen, ohne diese Kreidekammer zu erschöpfen, des Überflusses zu Arkona ganz zu schweigen. Die Kreide aber, so wie sie da liegt, wird wenig gebraucht. Wäre es möglich, sie in feste, zu Baumaterialien brauchbare Felswände umzuschaffen, so würde aus dieser Verwandlung die Insel einen nimmer zu berechnenden Nutzen erhalten.

Der flache Strand ist mit zahllosen Steinen von mancherlei Art, Farbe und Größe bedeckt, die, meistens geglättet und ziemlich rund abgeschliffen, das Ansehen eines Dammes haben und unter denen man verschiedene Merkwürdigkeiten findet, z.B. Seesterne (Echiniten), vorzüglich aber Judennadeln oder Hexenfinger, die hier Donnerkeile genannt werden. Der Damm ist stellenweise mit einem herabgeschwemmten Gemengsel von Ton und Kreide bedeckt, und der angespülte Tang (Meergras) umsäumt das ganze Gestade, wo er nicht von den Granitblöcken abgehalten wird, die hier in großer Menge liegen., zum Teil einen ansehnlichen Umfang haben und teils vom Ufer herabgerollt, teils von der See angeschoben oder vielleicht gar Reste jener Gebirgskette sind, die vor undenklichen Zeit den Raum der nunmehrigen Ostsee ausgefüllt hat, durch irgendeine unbekannte Revolution der Erde oder des Meeres aber verschlungen oder zertrümmert sein soll, denn man findet dergleichen Granitwracken überall in Mecklenburg, Holstein, Fünen, Seeland und den südlichen Provinzen Schwedens.

Von dem bunten Stranddamm an bis hinauf zu den Kreidewänden zeigt das Ufer fortlaufend eine Vordachung oder einen schrägen, aus einer Mischung von Kreide, Lehm, Sand und Dammerde bestehenden Ablauf, der streifenweise mit Gras bewachsen und vom Königsstuhl hinab bis ans Ufer wie auch vor den Pfeilern mit Haselgesträuch, wilden Birn- und Kirschbäumen, Löhn (Aces platanoides), hauptsächlich aber mit Buchen dekoriert ist.

Den Kreidewänden sind überall Feuersteine eingesprengt, welche schichtenweise übereinander bald in geringeren, bald in entfernterem Abstand ziemlich parallel in horizontaler Richtung hinstreifen und das Aussehen schwarzer Punkte haben, die mit einem gewaltigen Pinsel gegen die weiße Masse gespritzt sind. - Den oberen Rand der Wände deckt eine Lage schwarzgraue, mit Lehm vermengte Holzerde zwei bis drei Ellen hoch, und ein auf diesem Diadem befestigter prächtiger Buchenwald streckt seine luftigen Wipfel teils himmelwärts, teils neigen sich seine übergelehnten Stämme und Äste herab und gleichen einem Kranz, der Himmel und Erde umschlingt.

Man kann gewaltigere Felsenmassen sehen ohne jene Empfindung, von der man sich hier ergriffen fühlt. Denn was der Stubbenkammer vor anderen Gebirgsszenen den Vorzug gibt und ihre Originalität erhöht, ist unstreitig der grelle Kontrast ihres Kolorits, Du findest hier nämlich nichts als drei Haupt-Lokalfarben, die sich in scharfen Abschnitten übereinander erheben: die blaue des Meeres im Vordergrunde, die lebhaft grüne des Buchenlaubes und der Grasung am mittleren Abhang, hinter welchem das schimmernde Weiß der Kreidewände mit ihren grünen Überhängen den erhabenen Hintergrund bildet, welcher einem von ungeheuren weißen Massen eingeschlossenen Garten ähnlich ist.

Hierauf lenkte ich unser Gespräch auf die Benennung des Vorgebirges, und man warf die Frage auf, ob der Name Stubbenkammer deutschen oder wendischen Ursprungs sei und was er bedeute. Es wurden mancherlei Erklärungen und Vermutungen gewagt, denen weiter nichts als der Beweis mangelte. Einer meiner Genossen meinte, daß die mehrgedachten Seeräuber denselben erfunden hätten und daß es eigentlich Stub’ und Kammer heißen müsse, indem man sich die Kluft als eine Stube und die darin befindliche Höhle als eine Kammer vorzustellen hätte. Ein anderer mutmaßte, es könne von dem plattdeutschen Verb stuwen, das heißt stauen oder hemmen, abstammen, und da Kammer auch soviel wie Abteilung bedeute, könne das Wort den Sinn haben, daß der Andrang des Meeres hier durch eine vorspringende Abteilung des Ufers gehemmt würde. Ich selbst suchte das Wort von dem plattdeutschen stuuf, das heißt stumpf, abzuleiten, weil das Ufer hier stumpf abgeschnitten worden sei. An Gründen aber zu einer Herleitung dieses Wortes aus der plattdeutschen Sprache gebricht es, auch kommt der Name selbst in Landesdokumenten erst spät vor. In alten Zeiten kann man vielleicht Stowenkamer, das heißt Kammer der Stubnitz, gesagt haben, weil diese Waldung noch gegenwärtig auf Jasmund "die Stowe" heißt.

Nach diesen Reflexionen gingen wir zurück zur großen Kluft jenseits des Königsstuhls, um unsere Sassenitzer Fährleute noch einmal zu begrüßen. Diese hatten aber schon die Rückreise in ihrem Element begonnen und waren zu weit entfernt, um noch den Nachruf unseres Valets zu vernehmen. Der Fußsteig, den wir sodann hinanklommen, ist zwar steil, allein durch eingegrabene Stufen bequemer und gangbarer gemacht, als er vor vierzehn Jahren warm da ich ihn zum erstenmal betrat. ...Zur rechten des Pfades rieselt unter dem Gebüsch eine silberreine Quelle, die über Kreidestücke, Steine und Holzstämme sich einen Weg gebahnt hat, zum Strand hinab. In ihres Ursprungs Nähe, etwas über die Hälfte des Weges, waren wir genötigt, zu verschnaufen und uns zugleich eines dichten Buchenüberhanges als Regenschirm gegen einen mit Donnerschlägen verbundenen Wolkenguß zu bedienen, der auf die Blätter des Waldes zu rasseln anfing, doch zog das Ungewitter bald über uns weg dem Meere zu, und vergebens horchten wir auf einen langen Widerhall des Donnergetöses an den Uferwänden. Nach oben hin verliert sich der Pfad zwischen den Bäumen auf einem kurzen Rasen des hier minder steilen Abhangs. Bald hatten wir die Höhe erreicht, die Wolkendecke war zerrissen, der träufelnde Wald erfrischt, das durch die grüne umhüllungschimmernde Meer blauer, die ganze Natur lebendiger worden, und ein Verlangen nach der Aussicht vom Königsstuhl als dem höchsten Punkt des Vorgebirges beflügelte unsere Schritte.

Ein schmaler Pfad führt über einen ziemlich steilen Kreiderücken weg, und gleich darauf befindet man sich auf einem kleinen, freien Rasenplatz an der Ufergrenze. Dieser Platz, ein regelloses Oval, ist nicht ganz genau gegen Osten vor den übrigen Partien hinausgeschoben und fast bis zum Rand mit Bäumen gekrönt, die aber weitläufig voneinander stehen. Auf diesem Scheitel fühlt man sich im ersten Augenblick von einer stummen Bestürzung ergriffen, eine gewisse Furcht beengt die Brust, und der Blick, unvermögend, das Ganze zu fassen, schweift unstet auf dem erweiterten Gesichtskreis umher, bald von den Prospekten der großen Schlucht und der Kleinen Stubbenkammer angezogen, bald furchtsam zur Tiefe des Strandes niedertauchend, bald über des blauen Meeres unendlichen Halbkreis hinfliegend, und umsonst nach einer dämmernden Küste des gegenüberliegenden Schweden spähend, entdeckt er zuletzt Arkona zur Linken, das sich vor dieser Größe demütig erniedrigt.

Wiewohl alles, was hier vorhanden ist, die gerechtesten Ansprüche auf die höchste Bewunderung des Betrachters machen kann, blieb mir doch nach mehrmaligen Betrachtungen das rechter Hand aufgetürmte Seitenperspektiv von Klein-Stubbenkammer mit der daran grenzenden Kluft, deren Tiefe und Umfang hier erst richtig schätzen lernt, immer die vorzüglichste Partie. Diese starren Wände, bald lichthell, bald grau schattiert und von lebhaftem Grün eingefaßt, der schräge Ablauf des Vorufers, hier grau, dort weiß und gelb gestreift und stellenweise mit frischer Grasung durchwirkt, die wie eine grüne Inselgruppe erschien, auch selbst die Kluft mit ihrem schauerlichen Halbdunkel, mit ihren übereinander emporstrebenden Baumgipfeln, mit ihren ins Schwarzbraune spielenden und mit unreinen Kreidestreifen durchzogenen Absätzen und Abhängen, worauf hie und da etliche Buchen einsam standen oder an welchen sich ein sonderbar gestaltetes Rasenstück hinabkrümmte, das alles bildete ein wildes, reiches, kräftiges Naturgemälde, worauf das Auge immer aufs neue hingezogen ward und das durch seine Mannigfaltigkeit alle Sättigung verhütete. Vor dem äußersten Fußpunkt gestaltet sich am Königsstuhl ein scharfer, einwärts gekrümmter Rücken zu einer spitzen Zacke (die Spitze eben jener vorhin beschriebenen pyramidalischen Vorschweifung), woran einmal ein Wagehals hinabgerutscht sein soll, um sagen zu können, daß er weiter gekommen sei als andere Menschenkinder. Man soll ihn aber mit zugeworfenen Stricken nur mit Mühe wieder haben hinaufziehen können. Auch soll König Karl XII. von hier eine Seeschlacht angesehen und daher diese Höhe den Namen des Königsstuhls erhalten haben.

Blickt man hinab auf die schiefe Neigung des Vorufers (schwindligen Personen ist anzuraten, sich alsdann auf den Bauch zu legen und nur den Kopf vorzustrecken, ein Verfahren, welches auch schon deshalb um so mehr zu empfehlen ist, da der Rasen oft hohl liegt oder gleichsam freischwebend hängt und es gefährlich sein kann, auf solche Stellen zu treten, wo die Kreideunterlage abgebröckelt und weggefallen ist), so erscheint diese ganz flach. Die Bäume gleichen einem leichten Holzanflug, der bunte Stranddamm verjüngt sich zu einem schmalen grauen Saum, das Wellengeräusch ist kaum hörbar, und das stillschweigende Meer tritt dem Blick so nahe, daß man es durch einen Steinwurf zu erreichen für eine Kleinigkeit hält, doch bringt es der stärkste Arm kaum so weit.

Was des Königsstuhls Erhebung über den Wasserspiegel betrifft, so ist diese nicht eben außerordentlich. Man hat durch Messungen gefunden, daß sie ungefähr 400 und etliche 30 Fuß beträgt, eine geringe Zahl, wenn man damit das Maß berühmter Berggipfel vergleicht. Auf Rügen indes bleibt sie die Königin der Höhen. -Unten am Strand erscheint das Ufer noch höher, als wirklich ist. Das Auge wird dort nämlich getäuscht, weil der Fußpunkt dem Gegenstand zu nahe liegt, so wie ein Stab sich scheinbar verlängert, wenn er in perpendikulärer Lage am unteren Ende dicht gegen das Auge gehalten wird, ein optischer Betrug, der auch bei den Ufermauern Arkonas stattfindet. Man steht ferner auf dem niedrigsten Standort am Rande von Poseidons weitem Gebiet, das kein Höhenmaß darbietet, mit dem man diese vergleichen könnte. Vielleicht trägt die nahe Meeresfläche selbst dazu bei, den Anschein der Höhe noch mehr zu vergrößern, gleich wie ein einzelner Turm, der in einer ausgedehnten Ebene liegt, dem Blick länger erscheint, als wenn er von Bäumen oder von Bergen umgeben wäre.

Vom Königsstuhl ging es links nach dem zuvor von mir Störtebecks Kluft genannten zweiten Einschnitt, dessen oberer Rand wie ein Amphitheater halb rund ausgeschweift und in der Mitte gerade gegen das Pfeilertor mit einer Rasenbank geziert ist, auf welcher der Freund der Natur, von kolossalischen Wänden eingeschlossen, recht eigentlich im Schoß seiner Mutter sitzt. Die Kluft, die sich zu den Pfeilern hinab trichterförmig verengt, ist anfangs oben mit leichtem Graswuchs bekleidet. Dieser verschwindet aber nach der Tiefe zu, wo der mit zerriebener und abgewaschener Kreide untermengte kahle Abhang sehr abschüssig wird, vornehmlich dicht an den Pfeilern, welche, von oben gesehen, sich stark verkürzen und spitzen Pfeilern gleichen, die in das Ufer gesenkt sind.

Dann betrachteten wir die weiter zur Linken fortlaufenden Wände, welche mit ihren Borsten und Falten dem Auge ebenfalls treffliche Ansichten bieten. Die Buchen, in deren Rinde überall hundert Namen eingeschnitten sind, stehen hier dicht bis am Rand, über welchen sich ihre Äste zuweilen wie Schirme ausbreiten, und noch pittoresker ist der Anblick der Baumwurzeln, die an einigen Stellen, wo sich die untere Erdschicht abgelöst hat, ein mannigfaltig verschlungenes Geflecht bilden, welches struppig und frei herabhängt.

Endlich ward noch beschlossen, auch Klein-Stubbenkammer von oben in Augenschein zu nehmen. Um dahin zu gelangen, mußten wir die große Schlucht zur Rechten ganz umwandern, und dann ging es an ein Steigen und Klettern, welches wegen der sehr dicht stehenden Bäume zuweilen recht beschwerlich ward. Wie reich belohnt aber wurde uns diese Anstrengung ! Die Höhe gibt der des Königsstuhls nicht viel nach, die oben beschriebenen Prachtkegel nahmen sich hier noch weit abenteuerlicher aus als von unten, und das ganze Riesengebäude hatte soviel schauerhaft Originelles, daß ich es allem übrigen vorziehen möchte. Solltest Du je hierher kommen, so erinnere Dich ja der kleinen Stubbenkammer. Vergiß jedoch der auch für dieses Ufer notwendigen Warnung nicht, dem unterminierten Rand nicht zu nahe zu treten.

Tiefer im Wald, etwa hundert Schritte vom Ufer, befindet sich ein runder, labyrinthisch geformter, mit Rasen belegter Tisch auf und in der Erde. Auch steht in der Nähe von Störtebecks Kluft seit 1801 ein hölzernes Gebäude, dem man den Namen einer Köhlerhütte gegeben hat und welches einen Saal mit verschiedenen kleinen Seitenkabinetten enthält, worin man Schutz vor Regen, auch eine Nachtherberge finden kann, wenn man Natursinn genug hat, das erhabene Schauspiel eines Sonnenaufgangs vom Königsstuhl ansehen zu wollen. Hinter diesem Gebäude ist noch eine kleinere Hütte für Fuhrleute und eine Krippe für Pferde. Alle diese Anlagen rühren von dem Prediger zu Sagard, Herrn von Willich, her, der sich dadurch sowie durch die Verbesserung des Fußsteigs ein großes Verdienst und den erkenntlichsten Dank der Reisenden erworben hat, denen diese Bequemlichkeiten zugute kommen. Insofern wird jeder ihren Wert anerkennen. Aber - wofür freilich ihr Urheber nichts kann - zuweilen sollen die Köhlerhütte und der Tisch für das Reiseziel von zahlreichen, sehr ungleich gemischten Gesellschaften angesehen werden, die hierher fahren, um - gut zu schmausen, und dann wieder davonzueilen! Du weißt, ich bin kein Freudenfeind und fühle so gut wie einer den erquickenden Genuß von Speise und Trank nach einer ermüdenden körperlichen Anstrengung. Allein ihn hier zum großen allgemeinen Ressort machen zu wollen, das entweiht den Ort, welcher geeignet ist, einem anderen Gott zu huldigen als dem Bauch.

In dieser schauerlich schönen Wildnis, unter diesen grünen Buchenhallen, auf der Zinne dieses blendenden Riesentempels, vor diesem ungeheuren Lasurspiegel des Meeres sollten nur ernste und hohe Gedanken in der Brust des Naturfreundes aufkeimen; die ganze Situation, die den Stempel der Würde, der Hoheit und des Geheimnisvollen trägt, scheint vorzüglich dazu geeignet zu sein, daß das Gemüt sich sammle, seine innersten Tiefen belausche und eindringe in das verborgene leben der unendlichen Welt, wozu denn Einsamkeit und Ruhe notwendige Bedingungen sind, und daher müßte man Stubbenkammer entweder allein oder höchstens in Gemeinschaft vertrauter, gleichgesinnter Freunde besuchen. Aber nicht nur dem Dichter, Philosophen und Maler ist diese Stätte geheiligt, auch Botaniker und Lithologe finden oben im Wald und unten am Strand eine reiche Ausbeute für ihre Forschungen. Oben blühten gegenwärtig am häufigsten die Serapias longifolia montana, sowohl rubra als alba, und verschiedene Arten der Campanula.

(wird fortgesetzt)


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zur Homepage des Fördervereins